Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen in der Klimakrise: Schlusslicht oder Vorbild?
OA Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dipl.-Ing. Dr. med. Hans-Peter Hutter
Medizinische Universität Wien, Zentrum für Public Health
Leider ist es „evidenzbasierte Gewissheit“: Schon in wenigen Jahren kann sich durch planetare Kettenreaktionen die Klimakrise verselbstständigen. Kipppunkte des Klimasystems werden überschritten. Unser Leben auf der Erde wird sich unumkehrbar erschweren. Betroffen sind alle gesellschaftlichen Sektoren, das Gesundheitssystem angesichts der Vielzahl an gesundheitlichen Auswirkungen im Besonderen. Längst sind diese Belastungen, Folgen von Hitzeperioden und anderen Extremwetterereignissen in den verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens spürbar. Zweifellos werden diese Belastungen noch deutlich zunehmen. Neben diversen Anpassungen an diese Klimafolgen sind Klimaschutzmaßnahmen - Emissionsreduktionen - unabdingbar.
Gerade Gesundheitseinrichtungen und im speziellen Krankenhäuser haben für den Klimaschutz hohe Relevanz: So wurde die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen in Österreich mit rund 7% am nationalen CO2-Fußabdruck ausgewiesen. Dabei verursachen Krankenhäuser laut ACRP-Studie „HealthFootprint“ („Carbon-Fußabdruck des österreichischen Gesundheitssystems“) fast ein Drittel der CO2-Emissionen, gefolgt von ambulant konsumierten Arzneimitteln bzw. medizinischen Produkten.
Erschwerend kommt hinzu, dass aufgrund der vorhersehbaren steigenden Nachfrage für Gesundheitsleistungen, klimarelevante Emissionen des Gesundheitssektors weiter zunehmen. Effektive Klimaschutzmaßnahmen sind daher schon längst dringend erforderlich. Viele Maßnahmen für den Klimaschutz haben zudem auch einen Zusatznutzen für die Gesundheit.
Die gute Nachricht ist, dass es Konzepte und Best Practise-Beispiele in ausreichendem Umfang gibt, wie v.a. die Bereiche Gebäude, Beschaffung, Ernährung und Mobilität umgestellt werden können.
Hauptproblem ist in den meisten Fällen nicht „was zu tun ist“, sondern von der Theorie „ins Tun“ zu kommen. Dazu ist es unabdingbar, dass die Leitungsebene nicht nur personelle Ressourcen zur Verfügung stellt. Die Geschäftsführung muss das Thema Klimaschutz auch als relevante Aufgabe sehen. Ihre Unterstützung ist notwendig, diverse institutionelle Hindernisse zu beseitigen. Nicht zuletzt geht es nicht nur um die isolierte Umsetzung von Emissionsminderungszielen sondern auch um die soziale Verträglichkeit also auch um die Motivation von Mitarbeiter:innen mitzumachen.
Abgesehen von der Verantwortung und Vorreiterrolle, die das Gesundheitswesen hat, kann man festhalten, dass ökologische Aspekte im Sinne von Klimaschutz- und Energiesparmaßnahmen in Gesundheitseinrichtungen auch immer mit ökonomischen Vorteilen verbunden sind. Eine Win-Win-Situation, die es dringender denn je zu nutzen gilt.