"Empowerment for Pandemias - Lernen von COVID-19":
Entwicklung eines Kompetenzmodells für Pandemie-Resilienz
Dr.in Nina Lorenzoni, MA
Department für Public Health, Versorgungsforschung und HTA
UMIT TIROL – Private Universität für Gesundheitswissenschaften und -technologie GmbH
Die COVID-19-Pandemie hat die Gesundheitssysteme weltweit vor noch nie dagewesene Herausforderungen gestellt. Es ist deutlich geworden, dass Gesundheitsorganisationen widerstandsfähig und anpassungsfähig sein müssen, um solche Krisen in Zukunft bewältigen zu können. Das von der EU geförderte Erasmus+ Projekt „Empowerment for Pandemias“ hat sich zum Ziel gesetzt, ein umfassendes Trainingsprogramm für Mitarbeiter:innen im Gesundheitswesen zu entwickeln, um deren individuelle Resilienz in Krisenzeiten zu stärken und die organisationalen Rahmenbedingungen zu verbessern. Als Grundlage dafür führte das Projektteam Interviews mit 50 Fachkräften, die in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder im Rettungsdienst in Österreich, Deutschland, Italien, Portugal und Großbritannien arbeiten. Auf Basis dieser Interviews wurde ein Modell entwickelt, das die notwendigen Kompetenzen für Pandemie-Resilienz abbildet.
Die Pandemie-Resilienz im Gesundheitswesen umfasst sowohl die organisationale als auch die individuelle Pandemie-Resilienz, welche beide eng zusammenwirken. Die organisationale Resilienz verbessert die Fähigkeit der Organisation, die Auswirkungen einer Pandemie zu bewältigen und abzumildern. Die individuelle Resilienz stärkt die Fähigkeit der Personen, die im Gesundheitswesen arbeiten, sich anzupassen und wirksam zu reagieren.
Zu den ermittelten Kompetenzen, für die organisationale Resilienz gehören
- das Verständnis von Risiken und Bedrohungen,
- strategisches und operatives Denken,
- eine auf Resilienz und Integrität ausgerichtete Führung,
- Informationsmanagement,
- Anpassungsfähigkeit und Flexibilität,
- Fokus auf Menschen und Unternehmenskultur, die
- Fähigkeit zur Reflexion und kontinuierlichem Lernen sowie
- Training, Testen und Validierung.
Die für die individuelle Resilienz identifizierten Kompetenzen sind
- Fachkompetenz,
- Rollenbewusstsein,
- Situationsbewusstsein und Vorsorge,
- emotionales Bewusstsein,
- Kreativität und Improvisationsvermögen,
- Kommunikationsfähigkeit,
- die Fähigkeit, gute Beziehungen zu pflegen, sowie die
- Fähigkeit zur Reflexion und kontinuierlichem Lernen.
Pandemie-Resilienz bedeutet nicht nur, auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren, sondern auch kontinuierlich zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Regelmäßige Weiterbildungsmöglichkeiten und gezielte Unterstützung der Mitarbeitenden sind dafür unerlässlich. Dies stärkt nicht nur ihr persönliches Wohlbefinden, sondern trägt auch maßgeblich zur Qualität der Gesundheitsversorgung bei. Darüber hinaus ist es wichtig, auch die organisationale Resilienz durch gezielte Organisationsentwicklung zu fördern, um das Gesundheitssystem nachhaltig zu stärken und zukunftssicher gegenüber künftigen Gesundheitskrisen zu machen.