Zum Thema der 29. ONGKG-Konferenz

Mut zur Brücke! Schnittstellen erkennen und gemeinsam gestalten

Gesundheitseinrichtungen sind damit konfrontiert, sich als Teile weitgespannter Versorgungsstrukturen über organisationale Grenzen hinweg zu verstehen. In keinem anderen gesellschaftlichen System gibt es wohl so viele verschiedene Ansprechpartner:innen, beteiligte Organisationseinheiten und Institutionen wie im Gesundheitswesen – und stetig kommen neue hinzu. An jedem Punkt, an dem sich die verschiedenen Akteur:innen im Zuge des Versorgungsprozesses begegnen, kommt es zu Übergängen und Brüchen, die es gemeinsam mit den Patient:innen aktiv zu gestalten gilt. Ein funktionierendes Schnittstellenmanagement zwischen verschiedenen Disziplinen, Berufsgruppen, Abteilungen, Organisationen und mit dem privaten Setting ist eine wesentliche Voraussetzung für effektive Gesundheitsförderung. Es sorgt für eine effiziente, sichere, kontinuierliche und patientenzentrierte Versorgung, bei der Gesundheitsförderungsmaßnahmen in die Regelversorgung integriert werden können, erleichtert die Arbeit der Mitarbeiter:innen und steigert ihre Arbeitszufriedenheit.

Schnittstellen im Gesundheitswesen

Die erste Plenareinheit konzentriert sich auf die Bedeutung und Herausforderungen des Schnittstellenmanagements. Es werden Übergänge und Brüche im Behandlungsverlauf sowie Schnittstellen zwischen Organisationen und innerhalb von Organisationen betrachtet. Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Gesundheitswesen werden beleuchtet und die Schnittstellen zu neuen Akteur:innen, wie Primärversorgungseinheiten und Community Nurses, diskutiert. Dabei wird erörtert, wie Patientenwege nach dem Prinzip „digital vor ambulant vor stationär“ – einem zentralen Ziel des Zielsteuerungsvertrags 2024 – optimiert werden können und welche Anforderungen dies an die Navigationskompetenz stellt.

Digitalisierung, Informationsmanagement und Gesundheitsförderung

Auch die Beziehung zwischen Gesundheitspersonal und Patient:innen bildet eine zentrale Schnittstelle im medizinischen System. An Punkten, an denen Verantwortungen geteilt oder übertragen werden, ist es essenziell, dass alle Beteiligten über alle relevanten Informationen verfügen, diese verstehen, beurteilen und anwenden können. Die Digitalisierung eröffnet vielfältige Möglichkeiten zur Optimierung – sowohl für Gesundheitsdiensteanbieter:innen als auch für Patient:innen. Die zweite Plenareinheit widmet sich daher der Frage, wie der Zugang und Austausch von Daten und die Einbindung der Patient:innen in den Behandlungsprozess durch digitale Werkzeuge unterstützt werden können. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf den Aspekten der Gesundheitsförderung: auf der Rolle der digitalen Gesundheitskompetenz für ein funktionierendes Selbstmanagement der Patient:innen sowie der Optimierung der Kommunikation zwischen allen Beteiligten für eine nahtlose und effektive Zusammenarbeit.

Gestaltung und Optimierung von Schnittstellen: Praxisbeispiele

Obwohl Patient:innen und ihre Angehörigen im Versorgungsnetzwerk eine zentrale Rolle einnehmen, ist es für sie besonders herausfordernd, sich darin zurechtzufinden. Patient:innen-Empowerment beginnt damit, sicherzustellen, dass im gegebenen Moment die korrekten Ansprechstellen gefunden werden können. Dabei ist zentral, dass Versorgungsstrukturen niederschwellig, wohnortnah und möglichst zeitlich flexibel zur Verfügung stehen. 
Gerade auch für eine alternde Gesellschaft mit einer steigenden Anzahl multimorbider und chronisch kranker Patient:innen, die eine Vielzahl an Untersuchungen und Medikamenten benötigen, ist die Optimierung von Schnittstellen ein entscheidendes Thema. Damit kann nicht nur mehr Orientierung geschaffen werden, auch unerwünschte Wechselwirkungen und unnötige Verschreibungen können reduziert werden. In der dritten Plenareinheit werden Schnittstellen zu weiteren Akteur:innen behandelt. Wie können Angehörige bei der Selbstversorgung – zum Beispiel bei der Pflege – gestärkt werden? Welche Rolle spielt die gemeinschaftliche Selbsthilfe an den Schnittstellen zum Versorgungssystem und zu den Betroffenen sowie ihren Angehörigen? Welche Wirkung hat das Empowerment der Mitarbeiter:innen – z. B. durch Förderung der beruflichen Weiterentwicklung, Stärkung der Teamarbeit und Einbindung in Entscheidungsprozesse – sowohl in Hinblick auf Gesundheitsförderung als auch auf das Schnittstellenmanagement? Praxisbeispiele zeigen mögliche Antworten auf Fragen wie diese.

Die Konferenz bietet den Rahmen, aktuelle Herausforderungen und innovative Lösungen für ein effektives Schnittstellenmanagement zu thematisieren und in Plenareinheiten, Workshops sowie im Austausch mit Fachexpert:innen und Praktiker:innen zu diskutieren. Anhand von Projekten und Initiativen wird gezeigt, wie durch Gesundheitsförderung Übergänge im Behandlungsverlauf gemeinsam mit Patient:innen proaktiv gestaltet werden können. Dabei wird diskutiert, wie effektives Schnittstellenmanagement der Gesundheitsförderung dient – und umgekehrt, wie Gesundheitsförderung zur Optimierung des Schnittstellenmanagements beiträgt.

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